Middelhoff: Der ultimative Angriff

Im deutschen Blätterwald rauschte es gewaltig, nachdem der einstige Vorzeigemanager Thomas Middelhoff „wie eine Katze“ den Sprung vom Garagendach gewagt hatte. Selbst die eigentlich nicht unter Boulevard-Verdacht stehende Zeit nannte den Vorfall „eine spektakuläre Flucht“. Der Grund für das akrobatische Manöver? Middelhoff wollte einem Widersacher nach dem Offenbarungseid „nicht den Triumph eines Fotos“ (BILD) gönnen.

thomas-middelhoffOb das Bild bei dieser Art der Berichterstattung noch einen großen Unterschied ausgemacht hätte, darf bezweifelt werden. Immerhin ergab sich für Thomas Middelhoff einmal mehr die Chance, seine ganz spezifische Sicht der Dinge kund zu tun. „Fröhlich pfeifend“sei er entkommen. Wie so oft versuchte der Manager alles, um die Niederlage in einen Sieg umzudeuten.

Es blieb beim Versuch. Die bundesweite Coverage darf man ohne Übertreibung als kommunikatives Desaster bezeichnen. Es findet sich in der deutschen Medienlandschaft kaum ein Supporter, genüsslich wird der einstige Chef von Arcandor filetiert. Die FAZ bringt den Top-Manager a.D. mit psychologisch auffälligem Verhalten in Verbindung – das ist der ultimative Angriff. Tobias Fühlbeck von der HuffPo nimmt den Ball der FAZ freudig auf und betitelt die eigene Glosse „Middelhoff-Syndrom: 5 Anzeichen dafür, dass Sie zu den Betroffenen gehören“.

Ist in einer solchen Situation kommunikativ überhaupt noch etwas zu retten? Schwerlich. Zu verfahren scheint die Lage, zu absolut das Urteil („wie in einer Fantasiewelt“, Handelsblatt). Immerhin lässt Middelhoff erste Anzeichen von Selbstkritik durchklingen, der Sprung vom Dach habe ihm geschadet. Und deshalb darf man das jüngste Interview in der Süddeutschen auch als den Versuch eines Befreiungsschlages werten. Ein erster Schritt – mitnichten ausreichend. Würde eine selbst auferlegte Kommunikationspause helfen? Also die eigene Stille aushalten, auch wenn andere lauthals krakeelen? Um dann mit Abstand und deutlicher Abgeklärtheit Fehler eingestehen, aber auch die eigene, möglicherweise gewandelte Haltung klar zu machen? Vielleicht. Aber es bleibt fraglich, ob der „point-of-no-return“ nicht schon überschritten ist. Und so macht Thomas Middelhoff weiter wie bisher: Er kämpft. Denn schließlich geht es für ihn um alles.

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