Aus der Deckung

UnwetterDas Interview ist im Original in aface (Das alsecco Magazin über Architektur und Fassaden) erschienen.

Produziert ein Unternehmen schlechte Schlagzeilen, ist das längst noch keine Krise. Ignoriert ein Unternehmen schlechte Schlagzeilen, ist sie jedoch nicht mehr weit. Zeitnah reagieren, Position beziehen und Haltung zeigen, rät deshalb Krisenprofi Dirk Popp. Warum ist das so wichtig? Ein Gespräch über Krisenkommunikation und was Unternehmen im Umgang mit Medien wirklich hilft. Weiterlesen

NGOs sind immer wieder für Überraschungen gut

Lego

Nachfolgendes Interview ist im Original in der Lebensmittel Zeitung vom 17. Oktober 2014 erschienen und ist auf meinem Blog dank der freundlichen Genehmigung der Redaktion verfügbar. 

 

Nach einer globalen Protestaktion von Greenpeace wird der Spielzeughersteller Lego die langjährige Marketingpartnerschaft mit Shell kappen. Bereits Ende 2012 hat sich der englische LEH-Filialist Waitrose von einer ähnlichen Kooperationen trennen müssen. Die Markenlieferanten von Tankstellenshops sind nervös.

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Keine Angst vorm bösen Wolf.

Handelsblatt.com hat einen schönes Interview mit dem New Yorker Professor Sree Sreenivasan (inklusive Videos) unter dem Titel „Warum Manager das Web 2.0 nutzen sollten“ veröffentlicht. Alles in allem keine wesentlich neuen Dinge, aber gespickt mit schönen Beispielen und sinnvollen Vorschägen. Ein guter Überblick, gerade lang genug, um etwas mitzunehmen, aber auch so kurz, dass es nicht langweilig wird. Besonders schön: Das Ganze ohne erhobenen Zeigefinger.  Und es bleibt auch nicht unerwähnt, dass die Teilnahme im Web 2.0 keine Garantie für gelungene Online Reputation ist. Eine fundierte Einschätzung zum Umgang mit dem Social Web.

Irgendetwas läuft immer schief

Nachdem ich mich im vergangenen Jahr nicht um crisiseverywhere.com kümmern konnte und bei praktisch jeder größeren und kleineren Krise dachte „hier müsste man eigentlich etwas posten“, startet der Blog jetzt wieder. Ganz platt lässt sich konstatieren: Selbst wenn alles rund läuft, läuft immer etwas schief.

Immer noch allgegenwärtig: Die bisher größte Krise um einen deutschen Präsidenten, jetzt Ex-Bundespräsident. Christian Wulffs Umgang mit seinem privaten Hauskauf und sein merkwürdiges Verhältnis zur, sagen wir mal, Transparenz, löste nicht nur eine mediale Welle aus: Zunächst gab es die übliche massive kritische Berichterstattung. Später sprachen nicht wenige sogar von einer gezielten Kampagne. Es folgte „lehrbuchartig“ die Kritik über die Kritik der Medien. Darf man dieses oder jenes gegenüber dem Amt, dem Präsidenten? Ja. Man darf. Dann waren da auch noch die medialen Heckenschützen zu besichtigen, welche im Zeitverlauf immer wildere Spekulation zum Besten gaben. Im Gegensatz dazu die Minderheit der Kämpfer für Wulff und eine von Anfang an eher distanzierte Kanzlerin. Wesentlich natürlich die treibende und manchmal undurchsichtige Rolle von BILD. Wie Spinger-Chef Chef Mathias Döpfner schon vor fünf Jahren so schön sagte: Wer mit BILD „im Aufzug nach oben fährt, der fährt auch mit ihr im Aufzug nach unten“. Schließlich die oft emotionalen Diskussionen in den deutschen Wohnzimmern: Kaum eine Familie oder Stammtisch, die nicht eine Meinung zur Causa Wulff hatten.

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Keine Zeit mehr zum Denken: Zerstört der Internet-Nachrichtenzirkus die Welt?

No time to think

Das Internet schafft schneller Tatsachen als Menschen denken können. Ein Beispiel: 2002 meldete United Airlines Insolvenz an. Sechs Jahre später wird daraus ganz automatisch eine News: Im Online-Archiv von „Sun Sentinal“ ist der Bericht von 2002 ohne Datum zu finden. In einer Septembernacht 2008 wurde dieser Artikel EINMAL angeklickt. Die Startseite des „Sentinal“ führt den Text plötzlich als einen der meist besuchten Beiträge. Google News listet ihn entsprechend ganz vorn und setzt das Datum 6.9.2008 dazu. Dann wird die „News“ von einem Mitarbeiter eines Investmentdienstleisters ohne Recherche in einen Newsletter aufgenommen. Ohne den Hinweiss, dass United Airlines seit 2006 wieder zahlungsfähig war. Der UA-Kurs brach um 75 Prozent ein und die Aktie musste für einige Stunden aus dem Handel genommen werden. Eine Milliarde Dollar wurde innerhalb von 12 Minuten vernichtet. Condor erging es nicht ganz so schlimm: Doch die Meldung vom 21. August 2008 zu einer Notlandung einer Maschine in Mombasa, wurde ganz automatisch im März 2009 wieder verbreitet und so zu einer News sogar für Printmedien.

„Shit happens“, könnte man meinen. Doch so einfach liegen die Dinge nicht. Zuviele News sind online, bevor Unternehmen reagieren. Ob automatisch generiert oder von Pressure Groups gepusht, Corporate Communications tut sich schwer mit der Geschwindigkeit, Kürze und Prägnanz, die im Web zählt. Drei Minuten Reaktionszeit bei Twitter? Ein Blog-Eintrag ohne Abstimmungsprozedur? Im Normalfall heißt’s: Vergessen Sie’s. Wie immer die Antwort aus den Konzernkommunikationen auf Google News, Blogosphere und Social Media aussehen wird: Profundes Nachdenken über notwendige Entscheidungen und ihre Kommunikation werden auch im Web 2.0 Zeitalter das sein, was zählt. Auch wenn die Zielgruppen länger als drei Minuten auf das CEO-Statement warten müssen.

Dazu ein Beispiel aus der jüngsten Geschichte. Der Pulitzer-Preisträger Howard Rosenberg und Reporterlegende Charles S. Feldmann gehen in ihrem Buch „No time to think“ einen Schritt weiter und fragen, ob der 24/7-Nachrichtenzyklus des Internet profunde Entscheidungen überhaupt unmöglich machen kann. Sie interviewten Ted Sorensen, einen der Berater von JFK während der Kubakrise 1962. Auf die Frage, wie die Dinge sich heute entwickelt hätten, antwortet Sorensen: „Wäre das erste Zeichen der Raketenkrise der Öffentlichkeit bekannt geworden, hätte der 24/7-Nachrichtenzyklus einen enormen Druck auf den Präsidenten erzeugt, sofort zu reagieren. […] Höchstwahrscheinlich hätte das bedeutet, dass wir einen Luftangriff gegen die Raketen und ähnliche Ziele gewählt hätten. Das hätte laut Pentagon höchstwahrscheinlich einen Einmarsch und eine Besetzung Kubas nach sich gezogen. Und dann hätten wir höchstwahrscheinlich entdeckt, dass die Sowjettruppen in Kuba sowohl über taktische Nuklearwaffen als auch die Berechtigung, sie bei jedem US-Angriff einzusetzen, verfügten. Das Ergebnis wäre ein Atomkrieg und die Zerstörung der Welt gewesen.“ Webkritik hin oder her – das alles haben die Autoren natürlich auch 24/7 unter notimetothinkbook.com veröffentlicht.