Tschüss Chef. Hallo Welt!

Screenshot: theCHIVE.com

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Außergewöhnliche Kündigungen sind ja derzeit offenbar im Kommen. Nachdem der amerikanische Flugbegleiter Steve Slater nach einer Wutrede und mit Bier in der Hand seinen Job über die Notrutsche gekündigt hat, feierte ihn das Social Web als Helden. Seine Facebook-Fan-Seite ist inzwischen fast so populär wie die seines ehemaligen Arbeitgebers JetBlue.

Vor einigen Tagen machte Jenny die Runde in Blogs, auf Twitter und Facebook. In einer 33-teiligen Bildstrecke erläuterte sie die Gründe für ihre Kündigung. Besonders ihr Chef kam dabei überhaupt nicht gut weg. Die Bildstrecke ging per Mail angeblich an alle Mitarbeiter des Büros. Das war durchaus witzig, sogar bösartig und geradezu professionell.

Vielleicht war die Kündigung ein bisschen zu professionell gemacht, denn recht bald entlarvten Blogger die Geschichte als „Hoax„, eine Fälschung also. In Wahrheit heißt Jenny nämlich Elysa und ist Schauspielerin. Mit der erfunden Geschichte wollte der Blog theCHIVE.com nur auf sich aufmerksam machen. Das ist offenbar gelungen. Über 3600 Kommentare und mehr als eine halbe Million Facebook-Empfehlungen sprechen für die außergewöhnliche Dynamik.

Obwohl der Hoax schon längst aufgedeckt war, hinderte das  zahlreiche Medien wie den Daily Telegraph, die BBC oder die Huffington Post nicht daran, aus der Nachricht eine Story zu machen. Damit hat der Eintrag erreicht, was er sollte: Aufmerksamkeit erzeugen.

Was hat das nun mit dem Thema Krise zu tun? Nun ja, bei einer halben Millionen Empfehlungen, könnte man eigentlich schon heute Wetten abschließen, wann der erste echte Fall auftaucht. Und mit Sicherheit wird das der betreffende Chef nicht witzig finden.

Scheinriese: Blumenkübel in Neuenkirchen ist umgefallen!

Sommerlöcher haben so ihre Eigendynamik und geben wirklich banalen Geschehnissen unfassbar viel redaktionellen Raum. Das mag vielleicht daran liegen, dass der Vorrat an Stories zu gering, dass die Temperaturen zu heiss und jede Anstrengung zur Recherche einfach zu viel ist.

Exemplarisch dafür ist der umgefallene Neuenkirchener Blumenkübel, der es zu bundesweiter Bekanntheit, ja fast schon Berühmtheit brachte. Eine kleine Meldung im Internetangebot der Münsterschen Zeitung mit einem für dieses Thema reißerischen Einstieg („Fassungslos waren die Bewohner des Antoniusstift…“) war Ausgangspunkt der Situation. Ralf Heimann, selbst Mitarbeiter der Zeitung, setzte mit dem Tweet „In Neuenkirchen ist ein Blumenkübel umgefallen“ die Welle in Bewegung.

Danach ergoss sich der Hohn und Spott über die Nachricht: Nicht nur zahlreiche sarkastische Twittermeldungen folgten in den Stunden danach und machten den Hashtag #Blumenkübel zum Platz 1 der Twitter-Trends vom Mittwoch. Auf Facebook wurde eine Fan-Page eingerichtet, auf YouTube tauchten bald erste Bekennervideos vermeindlicher Täter auf , und Lukas Heinser, Autor des Medienblogs, „Coffee and TV“, produzierte gleich ein Lied zu der Meldung.

Es folgten unmittelbar Medien wie Handelsblatt und Die Welt, auch RTL berichtete von dem Phänomen. Selbst als PR-Profi ist man doch gelegentlich einfach baff, wie schnell große Medien solch lapidaren Scheinriesen wie dem Blumenkübel und den folgenden Bewegungen im Netz eine so hohe Relevanz einräumen. Für Kommunikatoren ist es an sich überlebensnotwendig, die Relevanzdenke von Journalisten zu durchdringen, um eigene Themen geschickt zu platzieren, kritische Issues frühzeitig aufzuspüren. Das „Kübelgate“ zeigt allerdings, wie schwer das manchmal einzuschätzen ist. Kommunikatoren müssen in jedem Falle das Social Web kontinuierlich im Auge behalten (z.B. via WebScan von KP):  Nicht nur, weil potenzielle Krisen im Sommer auf einen hervorragenden medialen Nährboden fallen. Sondern auch, weil man manchmal die einfache Gelegenheit bekommt, auf ein Thema aufzuspringen. Dafür bekommen die Schnellschalter von SIXT (mal wieder) den ersten Preis:

Screenshot: facebook.com/sixt.autovermietung

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